Der Toyota Mirai ist mehr als ein Auto; er ist ein fahrendes Manifest. In einer Zeit, in der die Automobilindustrie fast geschlossen auf batterieelektrische Fahrzeuge setzt, hält Toyota mit dem Mirai eine alternative Vision der emissionsfreien Zukunft am Leben: die Wasserstoff-Gesellschaft. Die zweite Generation des Mirai, die auch das Modelljahr 2025 prägt, ist keine kauzige Öko-Nische mehr. Sie ist eine atemberaubend gezeichnete Luxuslimousine, die eine brillante Ingenieursleistung mit der harten Realität der Gegenwart konfrontiert.
Die Vision: Wie der Mirai funktioniert
Um den Mirai zu verstehen, muss man die Faszination seiner Technologie begreifen. Er ist ein Elektroauto, das sein eigenes Kraftwerk an Bord hat und dessen “Batterie” sich in fünf Minuten füllen lässt.
Die Brennstoffzelle: Das Kraftwerk an Bord
Das Herz des Mirai ist ein Stapel von Brennstoffzellen. Hier wird in einer kontrollierten chemischen Reaktion Wasserstoff (H₂) aus den Tanks mit Sauerstoff (O₂) aus der Umgebungsluft zusammengeführt. Das Ergebnis dieser “kalten Verbrennung” ist elektrische Energie, die einen Elektromotor mit 182 PS (134 kW) antreibt. Das einzige Abfallprodukt, das aus dem Auspuff kommt, ist reines Wasser (H₂O). Der Mirai reinigt während der Fahrt sogar die Luft, die er ansaugt, durch ein spezielles Filtersystem.
Betankung in 5 Minuten, Reichweite bis 650 km
Hier liegt der entscheidende Vorteil gegenüber batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs). Während BEVs Ladezeiten von 30 Minuten bis zu mehreren Stunden haben, wird der Mirai an einer Wasserstofftankstelle in etwa fünf Minuten vollständig betankt. Mit einer Tankfüllung von 5,6 kg Wasserstoff erreicht er eine offizielle WLTP-Reichweite von bis zu 650 Kilometern. Das ist ein Versprechen von langstreckentauglicher E-Mobilität ohne lange Zwangspausen.
Das Erlebnis “Mirai”: Mehr als nur Technologie
Wäre da nicht die Sache mit dem Wasserstoff, würde man den Mirai für eine elegante Luxuslimousine von Lexus halten. Und genau das ist der Punkt.
Design und Komfort auf Lexus-Niveau
Die zweite Generation des Mirai basiert auf derselben Plattform (GA-L) wie der Lexus LS. Das Ergebnis ist ein Crossover mit Heckantrieb, einer langen Motorhaube und einer flachen, gestreckten Silhouette. Das Design ist spektakulär und zieht Blicke auf sich. Im Innenraum setzt sich dieser Eindruck fort: Hochwertige Materialien, exzellente Verarbeitung und ein fahrerorientiertes Cockpit schaffen eine Atmosphäre der Oberklasse.
Das Fahrgefühl: Souveräne Stille
Wie jedes Elektroauto beschleunigt der Mirai aus dem Stand heraus leise und ansatzlos. Die Kraft des 182-PS-Motors ist mehr als ausreichend für den Alltag und souveränes Gleiten auf der Autobahn. In Kombination mit der hervorragenden Geräuschdämmung und dem komfortablen Fahrwerk ergibt sich ein extrem entspanntes und kultiviertes Fahrerlebnis. Er ist eine Oase der Ruhe auf Rädern.
Die Realität: Die Hürde der Infrastruktur
So brillant der Mirai als Fahrzeugkonzept ist, so hart trifft ihn die Realität außerhalb seiner Karosserie. Der Besitz eines Mirai ist untrennbar mit der Frage der Betankung verbunden.
Das Henne-Ei-Problem des Wasserstoffs
Das Netz an öffentlichen Wasserstofftankstellen ist extrem dünn. In ganz Deutschland gab es Anfang 2025 weniger als 100 operierende Stationen, und die Tendenz ist aufgrund einer strategischen Neuausrichtung auf Nutzfahrzeuge sogar leicht fallend. In den meisten Ländern Europas ist die Zahl null. Das macht den Mirai für 99% der Bevölkerung schlicht unbenutzbar. Ohne eine Tankstelle in unmittelbarer Nähe des Wohn- oder Arbeitsortes ist der Besitz des Fahrzeugs nicht sinnvoll. Dies ist das klassische Henne-Ei-Problem: Ohne Autos wird kein Tankstellennetz gebaut, und ohne Netz kauft niemand Autos.
Vorteile und Nachteile des Toyota Mirai (2025)
Vorteile (Die Vision) | Nachteile (Die Realität) |
Absolut emissionsfrei (nur Wasserdampf) | Extrem lückenhaftes Wasserstoff-Tankstellennetz |
Betankung in ca. 5 Minuten, ähnlich einem Benziner | Hoher Anschaffungspreis, trotz möglicher Förderungen |
Hohe Reichweite von bis zu 650 km (WLTP) | Unsicherheit über die zukünftige Preisentwicklung von Wasserstoff |
Atemberaubendes Design und hochwertige Luxus-Anmutung | Kofferraumvolumen ist durch die H2-Tanks eingeschränkt |
Extrem leises, sanftes und komfortables Fahrgefühl | Ein Nischenprodukt, dessen Zukunft stark von der Politik abhängt |
Fazit: Ein brillanter Pionier, der auf seine Zeit wartet
Der Toyota Mirai (2025) ist zweifellos ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Er ist ein wunderschönes, komfortables und technologisch faszinierendes Auto, das eine elegante Lösung für die emissionsfreie Mobilität bietet. Er ist ein Blick in eine Zukunft, die sein könnte. Doch er ist auch ein Pionier, der zu früh zu einer Party gekommen ist, für die noch niemand die Tische gedeckt hat. Der Kauf eines Mirai ist heute weniger eine rationale Auto-Wahl als vielmehr ein Investment in eine Idee und ein Bekenntnis zu einer Vision. Er ist ein faszinierendes Fahrzeug für eine Handvoll Early Adopter, das darauf wartet, dass die Welt zu ihm aufschließt.