Wie verbessert man ein Auto, das bereits als eines der besten Supersportwagen aller Zeiten gilt? Vor dieser Herausforderung stand McLaren bei der Entwicklung des Nachfolgers für den legendären 720S. Die Antwort heißt 750S und ist auf dem Papier eine Evolution, auf der Straße aber eine Offenbarung. Für das Modelljahr 2025 schickt McLaren seinen neuen V8-Athleten in den Kampf gegen die hochmoderne Konkurrenz von Ferrari und Lamborghini. Wir analysieren, ob die Detailverbesserungen ausreichen, um an der Spitze zu bleiben.
Das Wichtigste in Kürze
Merkmal | Daten (McLaren 750S Coupé) |
Status in DE | Aktuelles Modell |
Motor | 4,0-Liter-V8-Biturbo |
Leistung | 552 kW (750 PS) |
0-100 km/h | 2,8 Sekunden |
Sicherheitsbewertung | Nicht von Euro NCAP getestet |
Konkurrenten | Ferrari 296 GTB, Lamborghini Huracán Tecnica |
Preis (Basis) | ab ca. 320.000 € |
Design und Aerodynamik: Evolution statt Revolution
Das Außendesign: Funktionale Schönheit
McLaren folgt der Philosophie „Form follows Function“. Jede Linie, jede Öffnung am 750S ist aerodynamisch optimiert. Im Vergleich zum 720S wurde die Frontschürze neu gestaltet („Eye-Sockets“), der aktive Heckflügel vergrößert und die Aerodynamik weiter verfeinert. Das Ergebnis ist ein atemberaubendes, fast organisches Design, das pure Geschwindigkeit ausstrahlt.
Das Cockpit: Ein Arbeitsplatz für den Fahrer
Der Innenraum ist ein fahrerorientiertes Meisterwerk des Minimalismus. Alcantara und Carbon dominieren. Neu ist das an den Fahrer angebundene Instrumentendisplay, das sich zusammen mit dem Lenkrad verstellt und wichtige Bedienelemente direkt am Displayrahmen platziert. Wie der ADAC bei Tests von ähnlichen Fahrzeugen betont, ist diese Konzentration auf das Wesentliche ideal für maximale Kontrolle bei hohen Geschwindigkeiten.
Der Antrieb: Das Herzstück – ein 4,0-Liter-V8-Biturbo
Was wurde am Motor und Getriebe verbessert?
Der bewährte 4,0-Liter-V8-Biturbo erhielt leichtere Kolben, einen höheren Ladedruck und leistet nun 750 PS und 800 Nm Drehmoment. Wichtiger als die reine Leistungssteigerung ist laut Tests von Fachmagazinen wie Sport Auto jedoch das optimierte Ansprechverhalten. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe wurde mit einer kürzeren Endübersetzung versehen, was die Beschleunigung noch brutaler macht: 0-100 km/h in 2,8 Sekunden, 0-200 km/h in 7,2 Sekunden.
Fahrwerk und Handling: Die Magie der Proactive Chassis Control
Hier liegt die größte Stärke von McLaren. Die dritte Generation des hydraulisch vernetzten „Proactive Chassis Control“-Fahrwerks (PCC III) kommt ohne konventionelle Stabilisatoren aus. Es ermöglicht eine unglaubliche Spreizung zwischen einem für einen Supersportwagen erstaunlich guten Restkomfort und einer phänomenalen Kontrolle und Präzision auf der Rennstrecke. Der 750S ist 30 kg leichter als der 720S und bietet ein noch intensiveres und direkteres Fahrgefühl.
Preise und Ausstattungsvarianten (2025)
Was kostet der McLaren 750S in Deutschland?
Exklusivität hat ihren Preis. Die Preise für das Modelljahr 2025 in Deutschland starten bei:
- 750S Coupé: ab ca. 320.000 €
- 750S Spider: ab ca. 350.000 € Die Optionsliste ist lang und teuer und ermöglicht eine umfassende Individualisierung.
Sicherheit im Check: Was ist von einem Supersportwagen zu erwarten?
Gibt es eine Euro NCAP-Bewertung?
Nein, für ein derart exklusives und in Kleinserie gefertigtes Nischenmodell wie den McLaren 750S liegt kein Euro NCAP-Crashtest-Ergebnis vor. Die passive Sicherheit des extrem steifen Carbon-Monocoques („Carbon Fibre Monocage II“) ist jedoch auf Rennsport-Niveau. Moderne Assistenzsysteme sind auf das Nötigste beschränkt, um den puristischen Charakter zu wahren.
Zuverlässigkeit und Garantie
Wie steht es um die Zuverlässigkeit von McLaren?
McLaren hat in der Vergangenheit mit Zuverlässigkeitsproblemen gekämpft, besonders im Bereich der Elektronik. Mit neueren Modellen wie dem 720S und dem Artura hat sich die Qualität jedoch spürbar verbessert, wie internationale Besitzerforen und Studien von J.D. Power in den USA andeuten. Ein deutscher TÜV-Report existiert nicht.
Die wichtigsten Konkurrenten im Vergleich
McLaren 750S vs. Ferrari 296 GTB: V8-Purismus gegen Hybrid-Zukunft
Der Ferrari 296 GTB ist mit seinem V6-Plug-in-Hybrid-Antrieb technologisch das modernere Konzept. Er bietet eine höhere Systemleistung und die Möglichkeit des rein elektrischen Fahrens. Der McLaren 750S ist der leichtere, puristischere und rein auf Verbrenner-Performance ausgelegte Supersportwagen.
McLaren 750S vs. Lamborghini Huracán Tecnica: Biturbo gegen V10-Sauger
Der Lamborghini Huracán ist der letzte seiner Art mit einem hochdrehenden V10-Saugmotor. Er bietet das emotionalere und linearere Ansprechverhalten. Der McLaren ist dank seiner Turboaufladung im mittleren Drehzahlbereich brutaler und auf der Rennstrecke oft das schnellere Auto.
Logische Brücken: Der 750S im McLaren-Universum
Ist der 750S nur ein Facelift des 720S?
Offiziell ist er ein neues Modell, aber er basiert klar auf dem 720S. McLaren gibt an, dass rund 30% der Teile neu oder überarbeitet sind. Man kann ihn als ein „Best-of“ des 720S mit vielen Elementen des radikalen 765LT betrachten – also als eine tiefgreifende Weiterentwicklung.
Fazit: Ein Meisterwerk für Puristen
Der McLaren 750S ist eine Demonstration dessen, was mit einem reinen Verbrenner-Supersportwagen heute möglich ist.
Vor- und Nachteile
Vorteile (Pros) | Nachteile (Cons) |
✅ Atemberaubende Performance und Beschleunigung | ❌ Sehr hoher Preis und teure Unterhaltskosten |
✅ Herausragendes Fahrwerk und Handling | ❌ Ruf der Marke in Sachen Zuverlässigkeit nicht auf Porsche-Niveau |
✅ Extrem leicht für einen modernen Supersportwagen | ❌ Kein Hybrid-Antrieb wie bei der direkten Konkurrenz |
✅ Puristisches und fahrerorientiertes Konzept | ❌ Infotainment-System funktional, aber nicht topmodern |
✅ Hohe Exklusivität und spektakuläres Design | ❌ Praktikabilität im Alltag stark eingeschränkt |
Urteil des Redakteurs
Der McLaren 750S (2025) ist kein Auto für Kompromisse. Er ist eine der schärfsten und fahrerorientiertesten Maschinen auf dem Markt. McLaren hat das bereits brillante Chassis des 720S genommen und es in jeder Hinsicht noch präziser, leichter und schneller gemacht. Er mag nicht die Hybrid-Technologie eines Ferrari 296 GTB haben, aber für Puristen, die das ungefilterte, explosive Gefühl eines leichten V8-Supersportwagens suchen, ist er vielleicht das ehrlichere und intensivere Erlebnis. Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst und ein würdiger Höhepunkt der reinen Verbrenner-Ära bei McLaren.